Conntac: Hightech-Hilfe zur Selbsthilfe mit Milliardenpotenzial
54 Millionen Menschen in Deutschland surfen täglich im Internet (Quelle: Statista). Dass alles klappt, wird vorausgesetzt. Aber wehe, die Verbindung streikt. Bei der Suche nach dem Problem spielen sich jeden Tag dramatische Szenen ab. Verzweifelte User, besetzte Hotlines, gestresste Mitarbeitende im Kundendienst – und am Ende bleibt der Kunde doch oft unzufrieden zurück. Dass es auch ganz anders geht, beweist ein Start-up aus Augsburg, das auch dank seiner Kapitalgeber in kürzester Zeit hochkarätige Kunden gewinnen konnte und mit einer innovativen Technologie für glückliche Endkundinnen und Endkunden sorgt: Conntac.
Der Clou: Mit dieser Do-It-Yourself-Lösung können Telekommunikationsanbieter ihren EndkundInnen ein einfach zu bedienendes Fehleranalyse- und Problembehebungstool direkt in die Hand geben. Das Unternehmen mit den beiden Geschäftsführern Dr. Michael Faath und Benjamin Wöhrl steht für modernen, kundenfreundlichen Self-Service in den eigenen vier Wänden. Das Start-up wächst schnell und die Marktchancen sind riesig, auch außerhalb der Telekommunikationsbranche.
„Unser Ziel ist klar: Wir wollen weltweit bekannt sein als die Self-Service-Company für technischen Kundensupport“, erklärt Wöhrl ohne zu zögern. Er und Faath gründeten Conntac 2017 gemeinsam mit Christoph Keller, dem heutigen Entwicklungschef, und Prof. Dr. Rolf Winter, einem erfahrenen Informatiker mit Schwerpunkt Datenkommunikation der Hochschule Augsburg.
„Unser Ziel ist klar: Wir wollen weltweit bekannt sein als die Self-Service-Company für technischen Kundensupport“
Benjamin Wöhrl
Wer die Entwicklung des bayerischen Tech-Unternehmens heute betrachtet, kann darin nicht nur eine Aneinanderreihung systematisch erzielter Erfolge erkennen, sondern auch einen Beleg für das mustergültige Ineinandergreifen sowohl öffentlicher als auch privatwirtschaftlicher Fördermaßnahmen und Finanzierungsmodule. Das Kernteam bildet sich in der Forschungsgruppe der Hochschule und entwickelt sich dort sowie am Digitalen Zentrum Schwaben weiter, das Ende 2016 im Rahmen der Initiative „Gründerland Bayern“ des Bayerischen Wirtschaftsministeriums ins Leben gerufen wurde. Starthilfe gibt es auch durch das Engagement eines Business Angels und ein sogenanntes EXIST-Gründerstipendium aus einem bundesweiten Förderprogramm mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds.
Preisgekrönt in die Venture-Capital-Szene
Gleich im Gründungsjahr macht Conntac mit dem Gewinn des „Gründerwettbewerbs – Digitale Innovationen“ des Bundeswirtschaftsministeriums auf der CeBIT und einer Auszeichnung beim Businessplan-Wettbewerb des bayerischen Netzwerks BayStartUP von sich reden. Es geht Schlag auf Schlag. Nach gründlicher Prüfung durch den Accelerator Wayra durchläuft das junge Team ein neunmonatiges Acceleration-Programm in München, verbunden mit einem sechsstelligen Investment. Eine harte Schule, von der das Unternehmen aber bis heute profitiert. „Die finanzielle Förderung war toll, aber noch wichtiger waren eigentlich Erfahrungen, Impulse und die Möglichkeit, in kürzester Zeit so unglaublich viel zu lernen“, erzählt Wöhrl rückblickend.
Nach dieser Entwicklungsphase sind das Unternehmen und seine Technologie reif für den Markt. Schnell kann Conntac einen der großen deutschen Internetanbieter für ein Pilotprojekt gewinnen und überzeugt darin auf ganzer Linie. Die „o2 my Service“-App für Telefónica Deutschland startet. Nach dem Proof of Concept also der Proof of Market! Der Türöffner dabei: Bayern Kapital, seit Mitte 2018 einer der ersten Geldgeber. Die auf Hightech-Projekte spezialisierte Venture-Capital-Gesellschaft des Freistaats Bayern erweist sich immer wieder als hilfreicher Wachstumsbeschleuniger. „In der Branche ist bekannt, dass Bayern Kapital Geschäftsmodelle sehr genau prüft und die marktübliche Prüfung von Finanzstruktur und Wachstumsperspektiven um eine intensive Technical-Due-Diligence ergänzt“, so Faath. „Für uns wirkt das gegenüber anderen Investoren wie ein Gütesiegel.“ Selbst die manchmal umfangreichen, aber gerade in der Seed-Phase notwendigen Reportingpflichten seien in Summe eindeutig ein Vorteil, von dem das strukturelle Fundament des Unternehmens bis heute profitiere, räumt der 35-Jährige schmunzelnd ein.
„Für uns wirkt das gegenüber anderen Investoren wie ein Gütesiegel.“
Dr. Michael Faath
Erfolgsdreiklang: Netzwerk, Kapital, Know-how
Der Kontakt zu Bayern Kapital kam zustande, wie in der Venture-Capita-Szene üblich: auf speziellen Start-up-Events wie der sogenannten Matchingveranstaltung Forum Unternehmerkapital. Wer sich hier frühzeitig und professionell positioniert, könne schon in der Seed-Phase wertvolle Kontakte für die Wachstumsphase knüpfen, ist der Conntac-Gründer überzeugt. „Manche schon vor Jahren geknüpfte Kontakte werden erst jetzt so richtig interessant, weil wir nun die entsprechende Größe und Entwicklungsstufe haben“, ergänzt Wöhrl. Zwar kann Conntac, anders als die meisten Hightech-Start-ups, schon sehr früh Großkunden überzeugen, ernstzunehmende Umsätze erwirtschaften und dadurch in der Anfangsphase unabhängiger agieren als andere Jungunternehmen. „Aber ohne zusätzliches Venture Capital als Wachstumsbeschleuniger hätten wir den Ansprüchen unserer Kunden nicht gerecht werden können. Auch in der Hightech-Start-up-Szene ist der Fachkräftemangel spürbar. Wir brauchten Investoren, um die nötige Manpower an Bord zu holen. Nur so konnten wir das Marktpotential, dass wir von Anfang an gesehen hatten, auch ausschöpfen.“ Deshalb bleibt das Unternehmen auch in Augsburg, möchte attraktiver Anlaufpunkt für regionale Hochschulabsolventen sein. Remote Work, also das Arbeiten per Internet von jedem beliebigen Ort, ist bei Conntac ohnehin längst gang und gäbe.
Technisch ist das Conntac-Produkt extrem anspruchsvoll, die Augsburger haben sich nicht weniger als eine „Revolution der Service-Landschaft“ mit modernster Technik vorgenommen. Beim Erarbeiten des erforderlichen Know-hows ist der eigene akademische Hintergrund von Vorteil, auch die Investoren unterstützen das Gründerteam mit fachlicher Expertise. Die Bandbreite der Conntac-Zielgruppe im Bereich Telekommunikation reicht vom kleinen kommunalen Anbieter bis zum Großkonzern. Das Ergebnis: Die meist App-gestützte Self-Service-Lösung von Conntac erkennt selbständig Probleme, führt im Problemfall einen intelligenten Dialog mit Kunde oder Kundin durch und leitet Schritt für Schritt durch die Problembehebung. Im Vergleich zu Wettbewerbern stehen bei den bayerischen Schwaben „UI“ und „UX“ im Vordergrund, „User Interface Design“ und „User Experience Design“. Nach dem „Customer first“-Prinzip wird alles so einfach und bequem wie möglich umgesetzt. Nutzerfreundlichkeit ohne Wenn und Aber, der User als Maß aller Dinge. Im typischen Fall lassen sich dadurch die Kosten im Callcenter um bis zu einem Viertel senken und die benötigten Zeiten für die Bearbeitung von Service-Anfragen um gut zwei Drittel. Dank des White-Label-Ansatzes ist das Verfahren problemlos auf andere Marken und Anwendungen übertragbar. Neben o2 bzw. Telefónica vertrauen inzwischen auch Firmen wie Vodafone und M-net auf Conntac.
Nächster Halt: Europäischer Markt
Trotz der steilen Wachstumskurve prangt der Leitgedanke des Conntac-Teams seit den Gründungstagen unverändert einprägsam auf der Website: „Unsere Vision ist es, dass alle Menschen durch unsere Hilfe komplexe Vorgänge selbst meistern. Sogar ein Space Shuttle kann von Laien repariert werden, wenn die Anleitung nur verständlich genug ist.“ Conntac denkt groß, das ist unverkennbar.
Während die Platzhirschrolle in Deutschland bereits ins Visier genommen ist, sind die nächsten Schritte in Richtung europäischer Markt bereits in Vorbereitung. Möglichst zügig sollen neue Branchen und erste Auslandsmärkte erobert werden. Das Vereinigte Königreich und die skandinavischen Länder stehen ganz oben auf der Liste. Die gerade erfolgreich abgeschlossene Series-A-Finanzierungsrunde in siebenstelliger Höhe, erneut mit Engagement von Bayern Kapital, ist das Startsignal für das erste Kapitel einer internationalen Erfolgsgeschichte.
„Am liebsten will ich folgende Schlagzeile lesen: ‚Augsburger Start-up wird Unicorn‘!”
Benjamin Wöhrl
Wenn man die beiden Geschäftsführer nach ihren Wünschen für die Zukunft fragt, müssen sie nicht lange grübeln. „Am liebsten will ich folgende Schlagzeile lesen: ‚Augsburger Start-up wird Unicorn‘!”, antwortet Wöhrl wie aus der Pistole geschossen. Und Faath nickt bestätigend. Angesichts der momentanen Unternehmensentwicklung scheint eine solche Headline nicht unmöglich, wenn Conntac es richtig anpackt – eben Marke do it yourself.